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Was ist, wenn ich meine Cousine sexy finde?

Oder auch meinen Cousin, oder andere Blutsverwandte? Vor einiger Zeit war dieses Thema streng verpönt. Inzwischen gelingt es immer mehr, über das Thema offen zu reden.

Ein Extrem einer solchen Leidenschaft waren die Taten von Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang gefangen hielt und mit ihr sieben Kinder zeugte. Es gibt aber auch viele Geschichten über ganz normale Menschen, die sich ineinander verlieben und blutsverwandt sind. Viele erzählen ihre Geschichten in den sozialen Medien. Meist sind sie nicht gemeinsam aufgewachsen.

Andere wahre Geschichten berichten von Missbrauchsfällen, bei denen Vater oder Mutter Sex mit einem Kind haben, woraus dann Kinder entstehen. Außer dem Fall Fritzl wurde in den deutschen Medien auch die Geschichte von Rexan Jones bekannt. Ihr Vater ist gleichzeitig ihr Großvater. Er missbrauchte seine Tochter und wurde dafür zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt.

Wir Menschen finden unbewusst diejenigen am attraktivsten, die uns äußerlich und innerlich auf meisten ähneln. Es gibt aber einen Schutzmechanismus in der Natur, der uns normalerweise davor bewahrt, unsere Familienmitglieder zu begehren – weil das mit hoher Wahrscheinlichkeit zu genetischen Störungen führen würde. Er trägt den Namen Westermarck-Effekt. Es ist erwiesen, dass Kinder, die sehr nahe zusammen leben, also im selben Zimmer schlafen oder dasselbe Badezimmer benutzen sich vor der Vorstellung ekeln, Sex miteinander zu haben.

Andere Kulturen und Doktorspiele

In Kulturen, die Jungen und Mädchen früh voneinander treffen, kann dieser Effekt nicht greifen. Das kann dann dazu führen, dass Geschwister sich voneinander angezogen fühlen. Nebenbei gesagt: Wenn Geschwister miteinander Doktor spielen, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Das wird spätestens mit der Pubertät enden.

Es ist schwer, zu guten Daten über Inzest zu kommen. Es ist aber wahrscheinlich, dass er häufiger vorkommt, als man bisher dachte. Man kann aber praktisch ausschließen, dass die Betroffenen zusammen aufgewachsen sind. Ein seltenes Szenario, in dem es vorkommen kann, ist etwa ein dominanter und übergriffiger Vater und ein verärgerter Sohn, der seinen Hass an seiner Schwester auslässt. Außerdem kommt es vor, dass ein Vater sich an seiner Tochter oder eine Mutter sich an ihrem Sohn vergeht.

Konflikte und der Reiz des Verbotenen

Wenn ein Mensch jemanden aus der Familie sexuell begehrt, führt das fast immer zu inneren Konflikten, wie man an vielen Stoffen aus der Literatur sehen kann. Das Begehren steht im Widerspruch zum eigenen moralischen Empfinden.

Das starke Tabu führt auch oft zu einem starken Reiz. Auch Menschen, die nie auch nur daran denken würden, mit Eltern, Kindern oder Cousins zu schlafen, finden die Vorstellung zeitweise reizvoll. Es gibt eigene Kanäle im Bereich der Pornofilme, siehe etwa Family Strokes Free, die es zum Thema machen, Sex zwischen (angeblichen) Stiefgeschwistern, Adoptivmüttern und -söhnen, Onkeln, Tanten, Autoritätspersonen und Schutzbefohlenen aller Art zu zeigen. So ein Tabubruch wird als reizvoll empfunden und verleiht einem Pornofilm eine zusätzliche Würze. Das heißt aber nicht, dass solche Leute tatsächlich einmal Sex mit ihrer Schwester oder ihrem Vater ausprobieren würden. Es gilt dabei, wie so oft in der Sexualität: Fantasien sind erlaubt, wenn sie niemandem schaden und keine Gesetze brechen.